Sonntag, 20. Oktober 2013

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind

Kurze Stadtbesichtigung in Pontiac
Da morgens der Wind noch nicht so doll weht, entschloss ich mich zeitig los zufahren. Die Strecke war unglaublich. Unglaublich langweilig! Lang gezogene Kurven nach unendlichen Geraden waren hier schon das Highlight. Nach ungefähr der Hälfte der Strecke kam ich in das schöne Städtchen Bloomington. Keine Ahnung warum, aber ich war sofort ein Fan dieser Stadt. Saubere Straßen, Halloween-geschmückte Vorgärten, nette Menschen und kaum Verkehr. 
So sieht es aus, wenn ich die Schnauze voll habe
Nach Bloomington wurde ic h von meinem Begleitwohnmobil verfolgt und von der Straße aus fotografiert. Diese Fotos spornten mich nochmal an, alles zu geben. Ich gab alles, bis das Wohnmobil weg war. Danach verfiel ich wieder in meinen „Ach ist Landschaft-schön“-Trott und radelte weiterhin dem Wind entgegen. Die Felder um mich herum waren vom Wind schon fast platt gedrückt und die Blätter der Bäume flogen mir ins Gesicht. Die Laune war bereits noch schlechter als am Vortag. Zumindest die Route 66-Abschnitte waren an diesem Tag gut befahrbar und der Verkehr verlagerte sich auf den benachbarten Highway. Nach 181 Kilometern erreichte ich erschöpft aber pünktlich den Zielort Springfield in Illinois. Was viele nicht wissen: Nicht Chicago ist die Hauptstadt des Bundesstaates, sondern Springfield. Außerdem ist es der Heimatort des 16. Bundespräsidenten der USA: Abraham Lincoln! Nicht nur Kette rechts und Vollgas, sondern auch mal was für das Allgemeinwissen tun. Für die „The Simpsons“-Gucker von euch: Nein, es ist nicht das Springfield aus der Serie. Jetzt geht es erstmal in die Stadt zum Sightseeing und ein bisschen die Beine vertreten.

Aller Anfang ist schwer...

Um 11:45 Uhr am 19. Oktober 2013 ist der Startschuss in das Abenteuer gefallen. 
Startschuss in Chicago


Das Startschild der „Old Historic Route 66“ war schnell gefunden und das Fahrrad auch relativ schnell zusammengebaut. Also stand einem erfolgreichen Tag nichts mehr im Wege, ja wenn da nicht der Wind gewesen wäre.  Die Wetteraufzeichnung zeigt im Nachhinein eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit von 37,8 km/h an. Wer sich das nicht vorstellen kann, sollte sich mal auf ein Laufband stellen und dieses so schnell stellen, dass man nicht mehr mitkommt. Ja genau so habe ich mich gefühlt! Nach einer Stunde konnte ich die Skyline von Chicago noch ohne weiteres erkennen und einen anderen Ort hatte ich auch noch nicht erreicht. Meine Laune war nach 20 Kilometern schon so sehr auf dem Tiefpunkt, dass ich nicht wusste ob ich heulen, lachen oder einfach los schreien sollte. Ich entschied mich für letzteres und schrie einfach ein paar deutsche Wörter raus, die keinen Sinn ergaben: „Bruder“, „Hund, Katze, Maus“! Danach fing ich an zu singen, weil ich dachte, dass es meine Stimmung anheben würde: „You raise me uuuuuuuup…“! Die Stimmung wurde wieder allmählich besser und der Blick auf meinen Tacho lies diese wieder ins unermessliche sinken: „Battery low“! Ach klasse, ich liebe es wenn alles auf einmal kommt.
Kurzer Abstecher ins Museum in Joliet

So jetzt mal zur Landschaft, gab ja auch relativ viel zu sehen! Zumindest bis Joliet, wo auch gleichzeitig meine Mittagspause stattgefunden hat. Ein historisches Museum, überdimensionale Plastikmenschen am Seitenrand und ständig die Wegschilder („Historic Route 66“). WLAN und n Burger, mehr wollte ich gar nicht. Mein Wunsch wurde erhöht. „Nur“ noch 80 Kilometer bei vollem Gegenwind sollten es danach noch sein. Die Motivation war groß nach der Mittagspause! Zumindest die ersten 5 Minuten! So lange stand ich nämlich an einem Bahnübergang und hab gewartet. Der Rest ist relativ schnell erzählt:
-      -    20 Kilometer gerade aus
-      -    Halbe Rechtskurve
-      -    27 Kilometer gerade aus
-      -    Viertel Rechtskurve
-      -    20 Kilometer gerade aus


Kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so froh gewesen bin, meine Eltern wieder zu sehen. Da stand das Wohnmobil endlich nach 163 Kilometern. Die Steaks und Nudeln waren schon bereit zum Essen. Danach ne Dusche und n Proteinriegel und endlich ins Bett fallen, war schließlich schon 20:30 Uhr