Sonntag, 27. Oktober 2013

Dem Tode ins Auge geblickt...

Heute (26.10.2013) hieß es schon wieder: Goodbye Oklahoma! Der nächste Bundesstaat ist erreicht: Texas! Bis hierhin war es aber ein harter, sehr harter Weg! Der Anfang der Tour ist relativ schnell erklärt: Viel grün, wenig Menschen, wenig Dörfer! Nach ein paar Stündchen Fahrt erreichte ich ein Museum in Clinton, Oklahoma. 
Sehr geiles Museum zur Geschichte der Rt. 66
In diesem Museum wurde die komplette Geschichte der „Old Historic Route 66“ erzählt wie z.B. der Bau einzelner Straßenteile, „versteckte“ Sehenswürdigkeiten entlang der Route etc. Wer also mal vorhat, die „Old Historic Route 66“ mit dem Fahrrad, Motorrad, Auto, Camper etc. zu bereisen, sollte diese 5 Dollar Eintritt investieren.

Oli, der ist für dich!
Der Gang in das „Route 66 Museum“ änderte allerdings alles schlagartig. Die Straßenverhältnisse waren so schlecht wie noch nie zuvor auf der Tour. Der Wind so stark wie selten zuvor, sodass ich meine Schräglage vom Anfang der Tour wieder einführen musste. So ging es dann auf die letzten knapp 100 Kilometer bis zum heutigen Zielort Shamrock, Texas.
P.S.: Die Straße geht da ganz hinten noch weiter!
Kurz vor Verlassen des Bundesstaates dann folgendes Schauspiel: Ich durchfuhr zum ersten Mal in meinem Leben eine Geisterstadt, dessen Name war „Texola“! Blick links, Blick rechts, eigentlich alles total langweilig aber irgendwie unheimlich. Eine komplett eingerichtete Stadt mit allen möglichen Läden und Geschäften aber keine Menschenseele in der Stadt. Also fuhr ich weiter. Kurz vor dem Ortsausgang sah ich, wie von links aus einem Haus 5 Hunde mittlerer Größe bellend auf mich zu liefen. Da ich mit Hunden aufgewachsen bin, mein Nachname meine Sympathie für diese Tiere nochmal unterstreicht und ich noch keine negativen Erfahrungen gemacht habe mit diesen Viechern ahnte ich erstmal nichts böses. Doch irgendwie eskalierte die Situation als der erste (ich nannte ihn Rex, weil er braun/weiß war) ca. 30 cm an meiner linken Pedale vorbei gebissen hatte. Jetzt war mir klar, dass die hier nicht zum anfeuern gekommen sind, sondern ihr Abendbrot suchen und einen armen harmlosen Radfahrer ausgewählt hatten. „Hahaha“, dachte ich mir, „ihr könnt mich mal!“. Kette rechts und dem Wind entgegen. 40 km/h, 45 km/h, fuck! Die sind ja immer noch da! Rechts zwei die ich die „Asa“ (für Gerald Asamoah) und „Ribse“ (für Franck Ribery) nannte, weil der eine schwarz und der andere weiß war und dazu noch kotzhässlich. Auf der linken Seite hatten sich mittlerweile Rex und „Flipper“ (ich war so in Aufregung und mir fiel kein anderer Tiername ein) zusammen getan. Dauernd kreuzten die 4 meine Fahrbahn und versuchten mich zum Bremsen zu zwingen. Ich fuhr weiter. Hatte schon Schnappatmung. Maaaaaaaan, ich konnte nicht mehr und diese blöden Köter wurden nicht langsamer. Asa und Ribse versuchten ständig nach meiner Pedale zu schnappen. Ich konnte aber nicht ausklicken mit den Pedalen, sonst verlor ich an Tempo. Flipper, Rex und Asa hatten nach ca. 1 Kilometer die Schnauze voll und verloren den Kampf! Bääääääm dachte ich mir, ihr Weicheier! Blieben aber noch Ribse und dieser verfluchte 5. Hund! Ribse lief ca. 10 Sekunden später aus und hörte auch auf zu bellen. Nach ca. 300 Metern kam eine Kurze! Ich sagte mir, ich sprinte jetzt bis zur Kurve und dann muss ich passen. Also, kurzer Finisher-Sprint bis zur Kurve und erstmal was trinken. Steige vom Rad. Da steht er, der verfluchte fünfte Hund. Er guckt mich an wie eine Frau an der Kinokasse, die hofft dass der Mann bezahlt. Ich sage zu ihm: „Ich kann auch nicht mehr, Frieden?“. Er wedelt mit dem Schwanz und ca. 50 cm vor meiner Hand knurrt er und zeigt die Zähne. So jetzt hab ich die Fresse voll. Ich nehme mein Rad und schleuder es ihm entgegen. Um ein Haar hätte ich ihn mit der Schaltung erwischt. Ich brülle ihn an und werfe ihm Steine hinterher. Er haut ab. Ich fange an zu lachen und denke mir: „Dem hab ich es gezeigt, ich mutiger Typ!“. Ne Minute später denke ich mir, Oh Gott was ist wenn er Ribse, Asa und den anderen davon erzählt. Also aufs Rad, die 40 Kilometer zum Campingplatz geradelt, ins Wohnmobil und Ruhe bewahren. Die Hunde sind nicht mehr gekommen, der Wind ist stärker geworden und die Laune noch schlechter, da auf dem Campinplatz kein WiFi geht und mein Navi auch noch den Geist aufgegeben hat am Ende! Naja wenigstens hat mir wer geschrieben, dass Dortmund gewonnen hat…